Veröffentlicht: 15. Januar 2020
Vor kurzem veröffentlichte ich auf unserem Tinongo Instagram Account eine Story vom abendlichen Fitnessprogramm. Genauer gesagt vom Joggen im Dunkeln im Park. Dabei sah man auf dem Weg den Schein meiner Stirnlampe und am Rande des Weges gleichzeitig einige Lampen, die den Weg einigermaßen beleuchteten. Es dauerte nicht lange bis die ersten Fragen kamen, warum ich denn eine Stirnlampe nutzen würde, wenn doch überall Lampen stünden und der Weg damit gut zu sehen sei.
Nun nutzen auch einige Tiere in der Nacht Leuchtsignale. Allerdings weniger, um den Weg auszuleuchten, dafür häufiger, um Weibchen oder Männchen anzulocken. Der Leuchtkäfer, auch Glühwürmchen genannt, zum Beispiel. Mit diesem Verhalten hat die Stirnlampe beim Joggen allerdings herzlich wenig zu tun. Es gibt nur eine Gemeinsamkeit: Ich möchte auf mich aufmerksam machen!
Das wiederum hat nichts damit zu tun, im Mittelpunkt stehen zu wollen, sondern es geht dabei um Rücksichtnahme auf andere Personen im Park
Als Jogger ist man normalerweise nicht beleuchtet und gerade beim Joggen im Park achtet man auch häufig nicht darauf, ob man gut gesehen wird und die Kleidung entsprechend hell und mit Reflektoren ausgestattet ist. Beim Joggen an Straßen denken da schon mehr dran, denn da geht es um Selbstschutz. Man möchte von Autofahrern rechtzeitig wahrgenommen werden und nicht erst dann, wenn man freundlich winkend auf der Motorhaube liegt. Im Park besteht diese Gefahr normalerweise nicht.
Dafür sind im Park aber andere Personen unterwegs. Zum Beispiel Hundebesitzer, die auf der abendlichen Gassi-Runde mit ihrem Hund unterwegs sind. Unbeleuchtet ist man für diese erst spät zu erkennen. Trägt man dagegen eine Stirnlampe, so können diese gegebenenfalls ihren Hund enger bei sich führen. Viele Jogger haben schon die unterschiedlichsten Erfahrungen mit Hunden gemacht und nicht jeder Hund mag Jogger. Unbeleuchtet gibt man dem Hundebesitzer noch nicht einmal eine Chance, entsprechend seinen Hund auf den nahenden Jogger vorzubereiten.
Neben Hundebesitzern trifft man im Park auch oft auf Radfahrer. In vielen Parks sind Radfahrer genauso erlaubt, wie Fußgänger und Jogger. Im Idealfall sind die Räder auch beleuchtet und somit für andere früh sichtbar. Aber dennoch sind unbeleuchtete Jogger für Radfahrer oft erst spät zu erkennen. Wenn nun durch die vermehrt anzutreffenden E-Bikes auch die Geschwindigkeiten noch Höher sind, so wird dies plötzlich auch zum sicherheitsrelevanten Aspekt für den Jogger. Ein Zusammenstoß mit einem Radfahrer ist für beide Seiten nicht schön.
Kommt einem der Radfahrer entgegen, so kann man vielleicht selbst auch ausweichen, da man ihn bereits früher wahrnehmen kann. Aber selbst mit einer Stirnlampe, die nur nach vorne leuchtet, ist man auch für Radfahrer leichter zu erkennen, die sich einem von hinten nähern, denn der Lichtkegel ist auch von hinten als solcher zu erkennen.
Aber auch auf andere Jogger und Spaziergänger nimmt man Rücksicht, wenn man als Jogger eine Stirnlampe trägt. Es kann schon ein mulmiges Gefühl auslösen, wenn man plötzlich im Dunkeln von einer dunkel gekleideten Person überrascht wird. Nicht nur, aber gerade für Frauen ist es nicht immer angenehm. Wer läuft da hinter mir her? Ein anderer Jogger oder jemand mit anderen Absichten? Wenn es jemand auf Leib, Leben oder Geldbörse von anderen abgesehen hat, dann wird dieser in der Regel auch keine große Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen. Er wird den Schutz der Dunkelheit suchen. Die Stirnlampe des Joggers ist das genaue Gegenteil. Sie signalisiert von weitem, dass hier jemand unterwegs ist. Und wer dies signalisiert, hat normalerweise in der Dunkelheit keine dunklen Absichten.
Es geht mir bei meiner Stirnlampe im Park also nicht darum, den Weg besser zu sehen. Es geht mir vor allem um Rücksichtnahme auf die anderen Personen im Park. Auch wenn eine solche Stirnlampe nicht unbedingt sehr hübsch und kleidsam ist. Aber was soll es? Im Dunklen bin ich ohnehin nicht gut zu sehen, da entstellt mich die Stirnlampe auch nicht mehr. Und sollte man dann dennoch mit einem anderen Jogger oder einer anderen Joggerin ins Gespräch kommen, kann man vielleicht damit punkten, dass man ein rücksichtsvoller Mensch ist. Insofern taugt die Stirnlampe dann vielleicht doch noch zum flirten.
Nils Kowalczek (tinongo)