Veröffentlicht: 12. Dezember 2018
eSport, DAS große Thema im Sport zur Zeit. Während der eSport gerade alles dafür tut, um als Sport anerkannt zu werden, vertritt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Auffassung, dass eSport an sich nicht mit „richtigem“ Sport zu vergleichen ist. So unterstrich Breitensportpräsident Walter Schneeloch gerade noch einmal diese Haltung. „Solche Simulationen haben nichts im Sport verloren, sie sollten eigentlich überhaupt keinen Platz in unserer Gesellschaft haben“, sagte er in einem Interview mit der Rheinischen Post. Der DOSB an sich hat eine gemäßigtere Einstellung an den Tag gelegt, indem er unterscheiden möchte, zwischen Games mit klarem Sportbezug und anderen Spielen, also eSport und eGaming.
Ich gebe zu, auch ich tue mir aktuell mit dem eSport und seiner Einordnung noch schwer. Auch wenn ich Walter Schneeloch an einem Punkt seiner Aussage vehement widersprechen möchte. In meinen Augen ist es nicht richtig zu behaupten, solche Simulationen sollten keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Sie gehören zu unserer Gesellschaft dazu und auch meine Kinder verbringen hin und wieder Zeit vor ihrer Wii. Aber sie betreiben daneben regelmäßig Sport und sie toben häufig im Garten. Warum sollten sie nicht auch einmal Computerspiele zocken? Mir ist es nur wichtig, dass sie genügend Bewegung haben und die haben sie durch ihren Sport, Hockey, definitiv.
Aber was ist denn nun mit dem eSport in Bezug auf Sport? Was ist denn eigentlich „richtiger“ Sport? Was ist die Definition von Sport?
Mein altes Lexikon sagt:
„Sport – Sammelbezeichnung für die an spielerischer Selbstentfaltung und am Leistungsstreben orientierten Formen menschlicher Betätigung, die der körperlichen und geistigen Beweglichkeit dienen, besonders auf dem Gebiet der Leibesübungen. (…)“
Demnach wäre eSport auf keinen Fall Sport, denn auch wenn eSport vielleicht der geistigen Beweglichkeit dient, so kann man dies für die körperliche Beweglichkeit wohl nicht uneingeschränkt voraussetzen. Nun muss man fairerweise sagen, dass das Lexikon schon etwa 30 Jahre alt ist und Computerspiele damals noch keine Rolle spielten.
Wikipedia sagt:
„Unter dem Begriff Sport werden verschiedene Bewegungs-, Spiel- und Wettkampfformen zusammengefasst, die meist im Zusammenhang mit körperlichen Aktivitäten des Menschen stehen, ohne in erster Linie der Warenproduktion, kriegerischen Kampfhandlungen, dem Transport von Waren bzw. Gepäck oder der alleinigen Ortsveränderung zu dienen.“
Wikipedia hat also die Voraussetzung für Sport bereits dahingehend abgeschwächt, dass Sport nicht zwangsläufig auch körperliche Aktivitäten beinhalten muss, sondern nur „meist“. Eine Formulierung, die dem eSport in die Karten spielt. Aber nicht nur dem eSport, denn auch Schach dient wohl kaum der körperlichen Beweglichkeit, ist aber ein nicht-olympischer Spitzensport im DOSB. Wie genau kann man also Schach zum Sport zählen, eSport aber nicht? In beiden Fällen sitzen Menschen bei der Ausübung des Spiels, ohne sich körperlich anzustrengen. Was spricht also für Schach und gegen eSport? Die Frage stelle ich durchaus auch mir selbst. Warum werde ich zwar unruhig, wenn meine Kinder eine Stunde mit der Wii, der Playstation oder der X-Box spielen, nicht aber, würden sie 2 Stunden Schach gegeneinander spielen?
Wäre ich nur Vater zweier Kinder, so könnte ich mich jetzt zurücklehnen und sagen: „Ist halt so. Aus.“ Aber als Betreiber von tinongo muss ich mich damit wirklich auseinandersetzen. Nehme ich E-Sport ebenfalls bei Tinongo auf oder nicht? Und wenn ja, welchen? Die gleiche Frage habe ich mir schon einmal vorher gestellt, ganz ohne eSport. Welche Sportarten nehme ich auf Tinongo auf, bzw. welche nehme ich nicht auf? Schließe ich Sportarten aus? Damals habe ich mich dafür entschieden, keine Sportart auszuschließen. Es gibt Sportarten, die mir persönlich besser gefallen, als andere. Und es gibt Sportarten, die ich überhaupt nicht mag, aber das rechtfertigt nicht, dass ich solche Sportarten nicht vorstellen würde. Hier sollen die Eltern mit ihren Kindern selbst entscheiden, welche Sportarten ihnen gefallen und welche nicht und welche sie ausüben möchten. Wenn hier einzelne Sportarten noch nicht vorgestellt werden (und das sind noch einige), dann nur, weil ich noch keine Antworten von den jeweiligen Sportverbänden erhalten habe, oder weil mir einzelne Sportarten vielleicht auch noch durchgerutscht sind. Aber ich werde von meiner Seite aus keine Sportart ausschließen.
Bei der Aufnahme neuer Sportarten halte ich mich also zumindest derzeit noch an die Definition meines guten alten Lexikons und nehme nur solche auf, die auch körperliche Aktivitäten enthalten. Eventuell mache ich auch Ausnahmen. Ausnahmen, die dem eSport Argumente liefern, dass auch dieser aufgenommen werden sollte. So findet man derzeit zum Beispiel Schach, Billard und Dart auf tinongo, also Sportarten, bei denen man über den Anteil der körperlichen Bewegung zumindest streiten könnte, aber ganz subjektiv empfinde ich persönlich diese als Sport. Man möge mir verzeihen. Vielleicht kommt die Zeit, wo auch ich meine Meinung hier ändern werde, aber noch ist es nicht so weit. Vielleicht warte ich auch einfach ab, wie sich der DOSBlangfristig entscheidet. Aber die Idee von tinongo ist es, die körperliche Bewegung zu fördern, um den negativen gesundheitlichen Entwicklungen bei unseren Kindern entgegenzuwirken. Bluthochdruck, Depressionen, Fettleibigkeit, Stress und viele weitere Probleme sind auf dem Vormarsch und diesen begegnet man am besten mit Bewegung.
Nils Kowalczek (tinongo)